Wiesbadener Imker ziehen erste Bilanz: Viele Schwärme – wenig Honig

„Die Frühjahrshonigernte in Wiesbaden fällt in diesem Jahr weitgehend aus. Bei unseren Besuchen an den Bienenstöcken der Wiesbadener Imkerinnen und Imker sehen wir viele leere oder nur ganz wenig gefüllte Honigräume. Schuld daran ist das kalte und nasse Frühjahr, das es den Honigbienen unmöglich machte, die Blütenpracht auf den Obstwiesen und im Raps zu nutzen“, stellen die Bienensachverständigen Petra Wander und Johannes Wolf vom Imkerverein Wiesbaden fest. Sie erstellen im Auftrag des Veterinäramts Gesundheitszeugnisse für Bienenvölker in Wiesbaden und haben so einen recht guten Überblick darüber, wie sich das Bienenjahr 2021 entwickelt.

Auch die Bieneninstitute, die mit Hilfe eines Netzes von mehreren hundert über das Internet verbundene Waagen einen sehr guten Überblick der Trachtentwicklung haben, konstatieren eine deutlich niedrigere Frühjahrshonigernte. Während im vergangenen Jahr die Bienenvölker deutschlandweit bis Mitte Juni im Durchschnitt rund 24 Kilogramm produzieren konnten, waren es in diesem Jahr bislang lediglich etwa acht Kilogramm. Wobei es durchaus auch regionale Unterschiede gab.

Einen zweiten Grund für die geringe Frühtrachternte kennt der Vorsitzende des Imkervereins, Siggi Schneider: „Das ungünstige Wetter im ersten Quartal 2021 hatte auch einen ganz wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Völker. Nach einigen schönen und warmen Tagen im März, die die Königinnen anregten, Eier zu legen, kam die Kälteperiode. In deren Folge wurde die Eiablage praktisch wieder eingestellt. So ist eine Populationslücke entstanden: Als es dann endlich warm wurde, standen deshalb nicht genügend Sammelbienen zur Verfügung, um einen nennenswerten Honigeintrag zu sichern. Statt Honig zu sammeln. beschäftigten sich die Bienen mit der Aufzucht von Königinnen. Die Folge: Mehr Bienenschwärme in der Stadt.“

Viel Arbeit also für die „Bienenschwarm-Retter des Imkervereins Wiesbaden, die innerhalb der letzten Wochen mehrere Dutzend Einsätze innerhalb des Wiesbadener Stadtgebietes zu bewältigen hatten. Besonders Mitte Mai kamen oft mehrere Anrufe kurz hintereinander auf dem Schwarmretter-Telefon an, berichten die Imker. Die Bienenschwärme wieder einzufangen und in imkerliche Obhut zu nehmen, sei deshalb wichtig, weil ohne die Betreuung durch die Fachleute die Honigbienen fast immer dem sicheren Tod ausgeliefert sind. Das Schwarmretter-Telefon des Imkervereins Wiesbaden ist noch bis Anfang Juli unter der Rufnummer 01771671175 zu erreichen, denn nach der Sommersonnenwende bereiten sich die Bienen bereits für den Winter vor und die Population in den Stöcken wird wieder kleiner.

Dennoch haben die Wiesbadener Imker die Hoffnung noch nicht aufgegeben, wenigstens ein wenig Sommerhonig zu ernten, denn jetzt ist Flugwetter und im Stadtgebiet blühen überall die Linden.