Feld- und Wegeränder bitte nicht mulchen


Wegränder und Feldraine sind Lebensräume für sehr viele Tier- und Pflanzenarten. Sie dienen – gerade in intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Regionen – als wichtige Nahrungsquelle, Deckung, Lebens- und Nistplatz, Flucht- und Überwinterungsmöglichkeit für viele Tierarten. Besonders die gefährdeten Wildbienen, aber auch Schmetterlinge, Hummeln und andere Bestäuberinsekten sind auf diese Flächen dringend angewiesen. Alle diese Insekten haben nur einen Aktionsradius von nur wenigen hundert Metern. Viele von ihnen sind zudem Nahrungsspezialisten und brauchen ganz bestimmte Blütenpflanzen zur Aufzucht des Nachwuchses.

„Leider beobachten wir, dass aktuell wieder viele Wegränder und Feldraine gemulcht werden“, stellt der Vorsitzende des Imkervereins Wiesbaden, Siggi Schneider, fest. Das verursache aber mehr Schaden als es Nutzen bringe. Der Eintrag von Wildkrautsamen in die Kulturflächen sei erwiesenermaßen gering.
„Beim ‚Mulchen‘ werden die Pflanzen durch schnell rotierende Maschinen sehr stark zerkleinert. Die Biomasse bleibt auf der Fläche. Das führt zu einer Anreicherung von Nährstoffen und in der Folge zu einer Zunahme von blütenarmen Pflanzen – meist Gräsern. Zudem haben bodenlebende Insekten durch die hohe Drehzahl der Schlegel kaum eine Chance dem Tod zu entgehen“, so Schneider

Auch der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen weist auf seiner Internetseite „Wegränder sind Lebenslinien – Tipps zur Pflege“ darauf hin, dass das das Abmähen und das anschließende Abräumen der Flächen dem Mulchen vorgezogen werden sollte, weil dadurch dem Boden Nährstoffe entzogen werden und viel mehr Blühpflanzen einen Lebensraum finden.

„Wichtig ist auch der Zeitpunkt der Mäharbeiten“, erläutert Schneider und weiter: „Gerade jetzt im Juni sind viele Bodenbrüter wie Lerchen, aber auch erdnistende Wildbienen auf die blühenden Feldränder angewiesen. Eine späte Mahd – nicht vor Ende Juli – schützt diese Tiere und fördert die Artenvielfalt der Pflanzen. Dabei sollte die Schnitthöhe zehn Zentimeter nicht unterschreiten, um die Insekten zu schonen.“

Generell sei es nicht notwendig, die Saumbiotope regelmäßig kurz zu halten. Leuchtender Mohn, blau blühender Salbei, Schafgarbe und andere mittlerweile seltene Kräuter bereicherten das Landschaftsbild und seien ein sehr wichtiger Beitrag gegen das Insektensterben. Nicht zuletzt, weil sie entlang der Wege verbindendes Bestandteil des Biotopnetzes sein können. „Die extensive Pflege der Feldränder ist die Grundlage für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt“, stellt der Imkerverein Wiesbaden fest und appelliert an die Landwirte, die Wegränder als lebendige Biotopelemente zu schonen.