Blumenzwiebel-Retter starten wieder durch

Bestäuberinsekten – Hummeln, Schmetterlinge, Wild- und Honigbienen – haben es im zeitigen Frühjahr besonders schwer. Schon im März müssen sie sich um Nachwuchs bemühen, damit im April und Mai, wenn die Natur erwacht und es überall blüht, ausreichend „Personal“ zur Verfügung steht, um Obstbäume, Raps und Blumen zu bestäuben. Der Klimawandel macht es den fleißigen Fliegern aber nicht leicht, denn die ersten Frühlingsboten – Krokusse, Schneeglöckchen, Narzissen, Traubenhyazthinten und Tulpen – blühen nicht in ausreichender Menge und es mangelt an Nahrung. Gerade im städtischen Bereich vermindern „Vorgarten-Steinwüsten“, „Kirschlorbeer-Alleen“ und „Thuja-Grenzbefestigungen“ die Pflanzenvielfalt. Deshalb gilt: Jeder Quadratmeter mit vielfältigem Blütenangebot zählt!

Glücklicherweise werden in den Gärtnereien viele der Frühlingsboten in Treibhäusern vorgezogen. Sie werden häufig auf Friedhöfen von den Angehörigen der Verstorbenen als Grabschmuck gepflanzt. Vor allem zu Ostern bietet sich auf den Bestattungsflächen ein buntes Bild. Die vielen Blüten sind dann auch ein „Gourmetrestaurant“ für die früh fliegenden Insekten.

Doch kaum sind die Pflanzen verblüht, müssen sie dem Sommerflor weichen und landen auf dem Kompost. Das ist sehr schade, finden die Mitglieder des Imkervereins Wiesbaden, denn in den Zwiebeln steckt ein zweites Leben. Steckt man sie erneut in die Erde, blühen sie im nächsten Jahr wieder.
Deshalb stellt der Imkerverein in Zusammenarbeit mit dem Friedhofssamt auf den Friedhöfen Sammelkörbe auf, in die die abgeblühten Frühblüher abgelegt werden können. Die Zwiebeln werden zentral eingelagert und im Herbst von den Mitarbeitenden des Friedhofsamtes und dem Imkerinnen und Imkern auf nicht mehr benötigten Bestattungsflächen eingepflanzt. Im nächsten Frühjahr erfreuen sich nicht nur die Friedhofsbesucher über ein blau, gelb und rotes Blütenmeer, sondern auch die heimischen Insekten über einen reichhaltig gedeckten Tisch, dessen Nektar- und Pollenabgebot für die Aufzucht des Nachwuchses unverzichtbar ist.

In den nächsten Tagen werden auf den Wiesbadener Friedhöfen die Sammelbehälter zusammen mit den Informationstafeln aufgestellt. Imker und Gärtnerinnen und Gärtner werden diese dann regelmäßig leeren.

Hummeln, Bienen und Schmetterlinge feuen sich am Nordfriedhof über einen gedeckten Tisch
Die im Herbst gepflanzten Blumenzwiebeln stehen am Nordfriedhof an vielen Stellen Anfang April in voller Blüte.
Jetzt blühen zuerst die Osterglocken – darüber freuen sich vor allem Hummeln und einige Wildbienenarten
Das gelbe Blütenband zieht sich über das ehemalige Gräberfeld. In einige Tagen werden die blauen Blüten der Traubenhyazinthen hinzu kommen.