
Kriminalhauptkommissar Frank Thiel und Rechtsmediziner Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne aus dem Münsteraner Tatortkrimi hätten ihre Freude gehabt: Die Ermittlungen gegen einen Serientäter, der eine Unzahl von Leben auf dem Gewissen hat, konnten nach einer ausführlichen forensischen Inspektion der Tatorte und einer intensiven Totenschau beim ersten Praxistag in 2018 des Imkervereins Wiesbaden im Bienenlehrpark Aukamm erfolgreich abgeschlossen werden: Der Fall ist geklärt – es war die Varroa-Milbe!
Praxistage haben beim Imkerverein Wiesbaden bereits eine Tradition. Jedes Mal geht es um ein Thema, das die Imkerinnen und Imker besonders bewegt. In diesem Fall, der Verlust von Bienenvölkern im Winter. „Woran hat es gelegen – das Volk war im Herbst noch vital und stark. Jetzt ist die Beute leer, tote Bienen in Massen auf dem Boden und vereinzelt in den Zellen…?, lautet die Frage, die den Imkerberatern im Frühjahr immer wieder gestellt wird. Deshalb hatte Johannes Wolf zu einem Praxistag „Totenschau“ in den Bienenlehrpark Aukamm eingeladen und natürlich auch gleich mehrere tote Völker als Anschauungsmaterial dabei.
Nach einer kurzen Einführung zum Thema „Winterverluste“, in der er die Ursachen für das Völkersterben plakativ aufzeigte, konnten die zahlreichen Teilnehmer in Kleingruppen selbst nach den Ursachen forschen. Überall zeigte sich das gleiche Bild: Ausreichend Winterfutter ist vorhanden, in den Zellen stecken vereinzelt Bienen, manchmal auch in kleinen Gruppen, ansonsten ist das Volk weitgehend leer…
Die genauere Untersuchung gab erste Hinweise auf den Täter: Auf einem weißen Blatt Papier über dem Waben ausgeklopft wurden, fanden sich überraschend viele adulte Milben. Auch die Waschprobe toter Bienen zeigte deutlich eine Vielzahl der Parasiten. Deutliche Kotspuren auf Rähmchen und Waben lieferten einen Hinweis auf den Stress, den die Bienen in der Sterbephase durchgemacht haben. Die Durchsicht aller sechs Völker erbrachte überall das gleiche Ergebnis: Schuld am Verlust der Völker war einwandfrei die Varroa-Milbe und eine nicht ausreichende Behandlung durch die Imker.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass insbesondere im Spätsommer eine kontinuierliche und aufmerksame Kontrolle der Völker unerlässlich ist. Wichtigstes Werkzeug: Der Diagnoseschieber, auf dem der natürliche Milbenfall deutlich ablesbar ist. Auch im Frühherbst sind Behandlungen mit Ameisensäure – wenn sie richtig gemacht werden – sehr sinnvoll und angebracht. Eine Restentmilbung mit Oxalsäure im brutfreien Volk im Dezember auf alle Fälle zu empfehlen, wenn der Milbenfall mehr als drei bis vier Milben pro Woche beträgt.
Die Klimaveränderung bringt mit sich, dass der Herbst immer wärmer wird. Das begünstigt die Entwicklung der Milben, da die Königinnen bis weit in den Oktober noch Brutnester anlegen. In der Brut wächst eine weitere Generation der Schmarotzer auf. Bemerkt der Imker diese Entwicklung nicht, steht er möglicherweise im Frühjahr vor einer leeren Beute.
Was tun, wenn ein Volk gestorben ist?
1. Waben, vor allem wenn sie verkotet sind, nicht in andere Völker umhängen, auch wenn sie noch reichlich Futter enthalten. Die Rähmchen einschmelzen, am besten unter Dampf.
2. Beute mit Sodawasser auswaschen und nach Trocknung mit der Lötlampe ausbrennen und desinfizieren.
3. Varroabehandlungskonzept überprüfen. Die Stockkarten ist hier hilfreich, wenn sie gut geführt wurde. Wann wurde letztmalig behandelt? Was zeigte der Varroaschieber? Wie stark war das Volk? Die Beantwortung dieser Fragen hilft auf alle Fälle, es im nächsten Jahr besser zu machen und die Bienen gesund über den Winter zu bringen.
Fazit der Totenschau: Täter ermittelt, aber nicht gefasst! Weitere Tötungsversuche sind wahrscheinlich, aber durch aufmerksame Beobachtung und richtige Reaktion zu verhindern.