
Die 5000 Quadratmeter große Grünanlage am Gustav-Stresemann-Ring wird in eine blütenreiche Wiese umgewandelt. Grünflächenamt und das Umweltamt erfüllen damit einen langgehegten Wunsch des Imkervereins und gestalten ihren „Vorgarten“ um. So entsteht mitten in der Stadt Lebensraum und Nahrungsquelle für eine Vielzahl von Pflanzen und Insekten.
Umwelt- und Grünflächendezernent Andreas Kowol packte gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Imkervereins Wiesbaden, Siggi Schneider, bei der Blumen-Aussaat am Montag, 1. April, mit an und erklärte: „Vor allem Insekten, für die es in den letzten Jahrzehnten immer schwerer wurde in der freien Landschaft genügend Nahrung zu finden, wird hier mitten in der Stadt ein Ersatzlebensraum zur Verfügung gestellt.“
Für den Imkerverein ist die Einsaat der Blumenwiese ein weiterer Schritt zu einer insektenfreundlichen Stadt und ein wichtiges Zeichen für die Bügerinnen und Bürger, selbst aktiv zu werden. „In der letzten Zeit sind immer mehr Schotterflächen in den Vorgärten entstanden. Diese „Gärten des Grauens“ bieten für die Bienen und andere Bestäuber keine Nahrung und tragen auch dazu bei, dass das Stadtklima sich immer mehr aufheizt. Diese Grünanlage soll ein Beispiel geben, wie wir unser Stadtbild positiv verändern und gleichzeitig etwas für die Natur unternehmen können“, so der Vorsitzende des Imkervereins.
Die ehemalige Rasenfläche wurde durch das Grünflächenamt so vorbereitet, dass das vom Umweltamt bereitgestellte heimische Saatgut ausgesät werden konnte. Umweltamtsleiterin Dr. Jutta Braun freut sich auf das innerstädtische Biotop: „Noch in diesem Jahr soll eine bunt blühende, artenreiche Blumenwiese mit nieder- bis hochwüchsigen Arten aufkommen. Ab Juni werden selten gewordene Pflanzen wie Klatschmohn und Kornblumen zu finden sein, im zweiten Jahr gelangen Margerite und Glockenblume zur Blüte, später Bocksbart, Witwen- und Flockenblume.“
Ein Teil der Fläche vor dem Statistischen Bundesamt wird nicht aufwändig vorbereitet und es findet auch keine Aussaat statt. Die Leiterin des Grünflächenamtes, Gabriele Wolter, erklärt: „Hier wollen wir das Rasenmähen auf der Fläche einstellen und beobachten, wie sich diese Fläche ohne regelmäßige Mahd entwickelt. Denn oft stecken in den Böden noch viele Samen und Pflanzen, die durch Extensivierung wieder keimen und zum Vorschein kommen.“
Bei der Umgestaltung und natürlicheren Entwicklung dieser Flächen – Fachleute sprechen hier von Extensivierung – handelt es sich um ein Pilotprojekt, dem im Laufe der nächsten Jahre weitere Flächen am Straßenrand und in weniger intensiv genutzten Grünanlagen folgen sollen. „Die Stadt Wiesbaden ist seit einem Jahr Mitglied der ‚Kommunen für biologische Vielfalt e.V.‘, die sich für ein artenreiches und vielfältiges Stadtgrün einsetzen. Wiesbaden will mit diesen Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität und Artenvielfalt beitragen“, so Kowol.
Die Stadt geht mit diesem Projekt mit gutem Beispiel voran und hofft auf eine Vielzahl von Nachahmern. Dafür hat die Stadt das Förderprogramm „Blühende Landschaften und Lebensräume in Wiesbaden“ aufgelegt. Private Grundstückseigentümer und Unternehmen können eine finanzielle Förderung beim Umweltamt für eine Vielzahl von Maßnahmen beantragen. Förderfähig sind beispielsweise die Anlage von Blühwiesen und Bienenweiden, die Pflanzung von heimischen Bäumen und Hecken, aber auch das Anbringen künstlicher Brutstätten oder die Neuanlage und Wiederherstellung von Streuobstwiesen.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.wiesbaden.de/biotopschutz.